Houston wir haben ein Problem…wir dürfen auf keinen Fall fallen!

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Tatort Seebenseeklettersteig; Thema: Menschenversuch!

So oder so ähnlich lautet unsere Kurzzusammenfassung zum Thema Führen und Begehen von Klettersteigen.

Eigentlich nix Neues oder? Stimmt, doch ist diese Erkenntnis auch schon bis in die Köpfe der sich rasch vermehrenden User durchgesickert?

Dani Gebel brachte es bei seinem Vortrag auf den Punkt: die Demographie der Klettersteignutzer hat sich in den letzten Jahren stark verändert und mit ihnen die moderne Klettersteigarchitektur. Demgegenüber hat sich die europäische Norm und damit die Sicherheitsausrüstung der Klettersteiggeher bisher nicht angepasst, was zu einer Diskrepanz zwischen dem sich abzeichnenden Schadensausmaß im Sturzfall und dem spassorientierten Familienplausch im steilen Felsgelände führt.

Klettersteig – ein Familienerlebnis

Früher war ein Klettersteig ein versicherter Steig. Meist mit Gipfel- oder Hüttenziel schlängelte er sich in der Regel entlang des leichtesten und oder sichersten Routenverlaufs nach oben. Heute erschließen Klettersteige Schluchten und steile Wände , die Schwierigkeiten werden durch den Einbezug glatter, plattiger Felspassagen bis hin zu Überhhängen und Dächern quasi künstlich erhöht.

Und so ähneln moderne Steiganlagen eher einem Hochseilgarten oder einem Abenteuerspielplatz, als einem altehrwürdigen versicherten Bergweg.

In der Konsequenz steigt das Sturzrisko. Lange, senkrechte oder gar überhängende Passagen nehmen zu, die Kraftbeanspruchung der Oberkörpermuskulatur steigt und selbst bei trainierten Aspiranten sind “dicke Unterarme” keine Seltenheit mehr.

Doch gnade euch Gott wenn es “sich einmal nicht mehr ausgehen” sollte! Wer nach einer freien Fallhöhe von ca. 6 Metern in sein Klettersteigset reinsemmelt wird brutal gebremst! Das fatale dabei: je leichter die stürzende Person (< 50 Kg) um so kürzer der Bremsweg und umso größer die Verletzungsgefahr. Wir reden jetzt nicht von einem verstauchten Knöchel oder ähnlichem sondern von Becken- und Wirbelsäulenbrüchen mit Alles und scharf.

5 cm Bremsweg nach 100 cm Fallhöhe = Autsch!

Für uns Bergführer heißt das:

versuche das Sturzrisko für deine Gäste insbesondere der Kinder und Leichtgewichte bei Klettersteigbegehungen angepasst zu kontrollieren.

Dafür stehen uns u.a. folgende führungstechnischen Maßnahmen und Sicherungsmittel zu Verfügung:

  • Betreutes Begehen mit Hilfestellung von unten
  • Gleitendes Gehen am kurzen Seil in leichten Passagen.
  • Gestaffeltes Klettern mit dem Edelrid Belay-Kit oder einem improvisierten System mit Reverso oder ATC-Guide.
  • Verwendung von Seilklemmen für die Stahlseile.
  • Den konditionellen Möglichkeiten der Gäste angepasste Schwierigkeiten planen.
  • Teilnehmerschlüssel pro Führer ggf. reduzieren.

Allen Teilnehmern der VDBS-Fortbildung “Führungstechnik Fels und Klettersteig” wünsche ich eine unfallfreie Sommersaison und natürlich einen prächtigen Bergsommer.

Und zum Schluß noch unser “Protokoll”:

Flip 1

 

Flip 2
Flip 3
Flip 4

Zum weiteren Verständnis: Hier ein Beitrag der DAV-Sicherheitsforschung zum Thema richtig sichern (2002/5 Sicherungsmethode)

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